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Nummer eins werden



Liebe Besucherinnen, liebe Besucher!

Wie kann ein Ziel erreicht werden? Darüber haben wir bereits am 03. Juli gesprochen. Sie erinnern sich: Ein Ziel aufschreiben – und dann immer wieder einmal daran denken. Für mich war es damals eine Mischung aus Naivität, ersten Methodenkenntnissen und der „Beseeltheit“, dieses Ziel zu realisieren. Gewiss: Ich habe auch Pläne gemacht – aber dazu später.

Mein Ziel war die Gründung und Führung eines Markt- und Kommunikationsforschungsinstitut. Schon als Kind war mir aufgefallen, dass Menschen zu viel von dem hatten, was sie nicht wollten. Und zu wenig von dem, was sie gerne sein und haben wollten. Markt- und Sozialforscher/innen konnten, so meine Überlegungen, zwischen beiden Seiten eine Kommunikationsbrücke schlagen. Das war meine Motivation.

Von Fabrikanten wusste ich, dass sie gerne genau das Produkt herstellen würden, welches die Verbraucher/innen haben wollen. Wenn sie nur genau wüssten, wie es beschaffen sein soll. Um ein Beispiel zu nennen, dass jede/r kennt: Kaffeesahne. Wie soll Kaffeesahne sein? Wie soll die Farbe sein? Wie der Geruch? Die Konsistenz? Die Sämigkeit? Die Struktur? Der Geschmack? Und: Wie sollte sie verpackt sein? In welcher Grösse? Form? Farbe? Stabilität? Aus welchem Material? Wie und wo sollte die Öffnung sein?

Oder - anderes Thema: Politik. Wie sollte die Ansprache der Bundesregierung an die Bürgerinnen und Bürger sein? In welcher Form? In welcher Sprache? In welchen Sprachen? Was soll kommuniziert werden – auf welche Art? Was heisst verständlich? Was heisst Beispiele aufführen? Wo sind Möglichkeiten? Wo die Grenzen? Was geht? Was nicht?

In dieser Fragenwelt fühlte ich mich zu Hause – und ich konnte mir sehr lebhaft vorstellen, mit Hilfe von Forschung eine Dolmetscherin für die einzelnen Seiten zu sein. Diese Vorstellung kam immer wieder zu mir. Und ich liess sie zu: In der Bahn, in Wartezimmern, vor dem Einschlafen, in den Pausen, wenn meine aktuelle Arbeit gerade nicht so spannend war – und immer wenn ich Lust und Laune hatte.

Ich fand es wichtig, nicht darüber zu reden. Für die anderen war ich vielleicht eine Träumerin – oder etwas verrückt – oder nicht normal. Einen Posten bei der Post. Das wäre es für die meisten Menschen gewesen. Hier und heute sicher ganz prickelnd. In den 80er Jahren konnte mich dieser Gedanken nicht mit Begeisterung erfüllen.

Dass ich eines Tages – 1985 – fast über Nacht Leiterin eines Forschungsinstituts geworden bin, kann ich manchmal heute noch nicht glauben. Aber erklären kann ich es.

Zum Beispiel mit der Methode der ‚Visualisierung’. Um es einmal bildlich zu sagen: Viele Wege führen zu einem Ziel. Man/frau kann zu Fuss gehen. Mit dem Fahrrad fahren. Mit Inlineskates und mit Rollschuhen – mit dem Motorrad, Auto, dem Bus, der Bahn, dem Jet. Je nach Vorliebe, Gewohnheit und Entfernung. Ähnlich ist es auch mit der Zielerreichung. Man kann unterschiedliche Technikern wählen. Eine Methode von vielen ist die ‚Visualisierung’.

Vielleicht können Sie sich nicht vorstellen, was damit gemeint ist. Ich erkläre es einmal an einem Beispiel: Stellen Sie sich eine junge Sportlerin vor, die sich auf ihren Wettkampf vorbereitet. Dann – aus heiterem Himmel – erlebt sie einen Unfall. Der Arzt verordnete vor allem eins: Bettruhe. Das war rund zwei Wochen vor Spielbeginn. Aber die Eiskunstläuferin denkt nicht daran aufzugeben. Sie will siegen. Dafür will sie trainieren. Aber wie, wenn sie sich nicht bewegen darf?

Es war bei den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina d'Ampezzo/Italien: Die Eiskunstkunstläuferin Tenley Albright stürzte beim Training und zog sich schwere Verletzungen zu. Der Arzt verordnete ihr Bettruhe. An weiteres Training war nicht einmal zu denken.

Was hätte Tenley tun können? Schmollen? Über ihr Schicksal weinen und wehklagen? Nach Hause fahren? Die junge Sportlerin nahm’s sportlich. Sie überlegte sich, was sie noch tun konnte – und dachte nicht daran, was für sie nicht mehr möglich war.

Ihr Kopf war in Ordnung. Ihr Geist wach. Und ihre Begeisterung auf dem Höhepunkt. Sie erinnerte sich daran, was ihr die Coaches beigebracht hatten: wie sie die Kraft ihrer Gedanken nutzen konnte, um die beste Leistung zu erbringen. Auch, wenn es mal nicht so läuft wie geplant.

Und so liess sie den Ablauf der Kür immer wieder vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Und prägte sich dabei jede Bewegungseinzelheit genau ein.

Später sagt sie: "Obwohl ich mit dem verletzten Knöchel noch wenige Tage vor Beginn der Spiele nicht einmal richtig auftreten konnte, hatte ich irgendwie das Gefühl, gut in Form zu sein. Inzwischen weiss ich, dass es an den Visualisierungsübungen lag, die ja inzwischen zum Trainingsprogramm der Eisläuferinnen gehören. Damals waren wir hinsichtlich der mentalen Vorbereitung auf reines Erfahrungslernen angewiesen, mussten also durch Versuch und Irrtum den richtigen Weg für uns selbst finden."

Das war die richtige Entscheidung. Und sie wurde belohnt: Tenley Albrightgewann mit dem verletztem Fuss die Goldmedaille im Eiskunstlauf der Damen bei den Olympischen Winterspielen 1956 in Cortina D'Ampezzo. In den 80er Jahren wurden die Ursachen des Erfolgs bei Spitzensportler/innen wissenschaftlich besonders gründlich erforscht.

Der leitende Sport-Psychologe des United States Olympic Committee, Shane Murphy, erinnert sich: "1987 brachte ich im Olympischen Trainingszentrum in Colorado Springs ein gross angelegtes Forschungsprojekt auf den Weg, um die mentalen und physischen Voraussetzungen für den Erfolg zu ermitteln... im Laufe der Jahre haben meine Kollegen und ich mehr als 4.000 Spitzensportler interviewt ... Die Untersuchungen haben den eindeutigen Beweis erbracht, dass Spitzensportler einige oder alle acht Techniken nutzen, um sich auf Erfolgskurs zu bringen ...:

1. Aktionsorientierung
2. Kreatives Denken
3. Produktivitätsanalyse
4. Ruhe bewahren
5. Konzentration
6. Emotionale Stärke
7. Mobilisierung von Energiereserven
8. Festhalten am Erfolgskonzept."

Bei meiner Institutsgründung hatte ich intuitiv das Richtige getan: Visualisieren – und dabei Freude & Begeisterung empfinden. Und sicher sein, dass ich es schaffe. Obschon ich insgeheim nicht immer daran glauben konnte.
Inzwischen sind Ergänzungen, Erleichterungen und neue Methoden hinzugekommen. Davon später.

Herzlichst
Ihre
Lilli Cremer-Altgeld

PS Den Hinweis auf das Buch von Shane Murphy "Die Kunst, erfolgreich zu sein" finden Sie auf dieser Seite.

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